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  >  Allgemein   >  Erfreuliche und unerfreuliche Erlebnisse – Mexico Teil 3

350 Pesos, umgerechnet knapp 20 Franken, wollte dieser Abzocker von uns für die Übernachtung auf einem normalen Parkplatz im historischen Städtchen «Taxco». Auch nach langem Verhandeln in gebrochenem Spanisch wollte er nicht einlenken – als eine Gruppe mexikanischer Frauen unsere Wuttiraden mitbekam, konnten sie mit dem Herrn verhandeln, so dass wir für 200 Pesos die Nacht auf dem bewachten Parkplatz verbringen durften. Dies ist eigentlich immer noch zu viel – aber was solls.

Wir befinden uns mitten im Bundesstaat «Guerrero», von dessen Besuch uns jeder Mexikaner abgeraten hat. Angeblich soll es hier sehr gefährlich sein – die Kartelle sollen hier sehr aktiv und auch aggressiv sein… Die Warnungen machten uns vor allem gwundrdrig, so dass wir mehr über diesen Ort erfahren wollten – Im Gegensatz zu anderen Orten haben wir hier vorsichtshalber auf Wildcampen verzichtet (deshalb wollten wir auch auf diesem Parkplatz campen und nicht irgendwo auf der Straße). Letztendlich konnten wir keinen wirklichen Unterschied zu anderen Teilen Mexikos feststellen – hier leben die gleichen netten und herzlichen Menschen wie überall und von der scheinbaren Waffengewalt konnten wir nichts feststellen. Statt einer normalen Polizei setzt man hier auf Eigeninitiative. In vielen Dörfern steht am Ortseingang ein Mann mit einem Gewehr, der das Dorf «beschützt» und bei Problemen hilft. Wir denken nicht, dass das etwas Positives oder Negatives ist, es ist einfach ein anderes System der Exekutive. Die Leute sind dazu gezwungen, weil der Staat es nicht schafft, eine anständige Exekutive zur Verfügung zu stellen. Häufig bitten die «Polizisten» um Kleingeld, um ihre Arbeit fortsetzen zu können – da sich auch diese Beträge summieren, haben wir eine Schachtel Zigaretten für 2,50 Franken gekauft und an die Wächter verteilt… Dieses Geschenk hat in den meisten Fällen mehr Freude ausgelöst, als wenn wir den Leuten 25 oder 50 Rappen gegeben hätten. Eine typische Win-Win-Situation.

Unter anderem ist ein Grund unserer Guerrero-Durchfahrt den Besuch einer Widnauerin namens Esther, welche an der Küste von Guerrero wohnt. Widnau ist das Dorf, in welchem ich in der Schweiz gewohnt habe. Sie führt dort ein Restaurant mit einigen Zimmern, und der Möglichkeit, im Garten zu campieren. Das tägliche Gleitschirmfliegen hat uns zwar unglaublich viel Freude bereitet, aber der tägliche Sport hat uns auch erschöpft. Daher freuen wir uns, dass wir uns wieder mal ein paar Tage an einem Ort niederlassen können um einfach zu entspannen. Selbst kochen, zwischendurch auswärts essen, Computerspiele spielen, lesen und einfach nur faul rumhängen ist eine ziemlich gute Beschreibung von diesen fünf Tagen an diesem Ort. Die lokalen Speisen, welche vor allem aus Meeresfrüchten bestanden, waren in diesem kleinen Küstenörtchen ausserordentlich gut. Wir haben auch die frischgefangenen Austern probiert, welche zu einem Spottpreis angeboten werden. Ich habe zwar noch nicht oft in meinem Leben Austern gegessen, aber sofern ich das beurteilen kann, waren diese wirklich Weltklasse.
Esther hilft neben dem Restaurant- und Hotelbetrieb unter anderem auch noch Meeresschildkröten bei ihrer Ausbreitung zu fördern. Wir wissen zwar nicht mehr genau bei welchen Schritten die Schildkröten unterstütz wurden. Aber auf jeden Fall werden die Eier bewacht bis die Schildkröten geschlüpft sind – Dann werden die Babies an den Strand gebracht, um ins Meer zu gelangen. Dieses Ereignis fand per Zufall statt, als wir uns bei Esther befanden – Daher durften wir dort auch zuschauen. Dies war ein Highlight von Sandra, wovon sie noch jetzt jeweils davon schwärmt und stolz ihre Fotos präsentiert.

Am letzten Tag bei Esther, kam ein Paar zu Besuch bei Esther und wir haben wahrgenommen, dass sich das Paar und Esther kennen und auch zusammen auf Schweizerdeutsch unterhalten. Nach einer kurzen Zeit kamen wir auch mit diesen Leuten ins Gespräch und haben festgestellt, dass dies auch Rheintaler sind. Im Gespräch haben wir rausgefunden, dass Dunja und René meine Eltern kennen und dass René meinem Vater seinen aktuellen Job vermittelt hat! Was für ein Zufall – Die Welt ist manchmal wirklich sehr klein. Per Zufall mussten die beiden auch in dieselbe Richtung wie wir: Zipolite! Wir haben angeboten, sie mit uns bis nach Puerto Escondido mitzunehmen – Wir haben zwar nur sehr begrenzt Platz und jemand muss halb auf dem Kühlschrank sitzen, aber Dunja und Sandra haben beschlossen, die Plätze auf der hölzernen Rückbank ab und an zu tauschen. Die Fahrt war hart für die beiden auf der Rückbank aber wir haben es innert ca. sechs Stunden nach Puerto geschafft, wo wir zuerst einmal zwei Bier genossen haben. Die beiden gingen am selben Tag noch weiter ins eine Stunde entfernte Zipolite, in welchem wir sie in ein paar Tagen wir treffen werden. Wir werden aber zuerst ein paar Tage in Puerto verbringen. Wir fahren zum Touristenörtchen «Punta» bei welchem wir uns wieder mit Willem verabredet haben, welcher per Zufall auch dorthin geht. Wir finden auf Anhieb leider kein geeignetes Örtchen, um in Puerto zu übernachten – bis Willem ein Geistesblitz hat. Ich weiss nicht, von wo, aber er hatte ein Hostel gekannt, welches einen befahrbaren Hinterhof hat. Er ging kurzerhand dahin und fragte, ob wir da schlafen können – Kein Problem hiess es: Für 10 Franken pro Nacht können wir da schlafen und die Toiletten, sowie die Duschen und alles andere Mobiliar mitbenutzen. Perfekt für uns!

Am Rande der eigentlich grösseren Stadt «Puerto Escondido» gab es das erwähnte Örtchen «Punta». Bekannt ist Punta eigentlich für die ausserordentlich guten Surfbedingungen aber auch für die Möglichkeit sich wiedermal richtig einen hinter die Rüstung zu Römern. Nach viel Sport und wenig Alkoholkonsum kam mir das ziemlich gelegen, da ich mir ja bekanntlich gerne zwischendurch ein paar Bier hinter die Kiemen peitsche! Natürlich darf tagsüber aber auch das Surfen nicht fehlen.
Ich ging also nach einer ersten Nacht mit nur mässig vielen alkoholischen Getränken fit und munter an den 2 Minuten entfernten Strand und habe mich mit meinem Surfbrett in das Wasser gewagt. Am Rande des Strandes gibt es einen annähernd perfekten «Point Break». Dies bedeutet, dass sich die Welle an einer Seite des Strandes aufbaut und von diesem «Point» aus, langsam Richtung Strandmitte bricht. Somit kann man die Welle bis zu ihrem Tod auf die eine Seite surfen. Leider war an diesem Morgen «kids-day» so dass nur Kinder die Welle reiten dürfen. Die anderen müssen sich mit der schneller brechenden Welle zufriedengeben. Dies war für mich aber nicht weiter schlimm, da ich mich nach einem guten Monat Surfpause erst wieder an das kleine Brett gewöhnen musste. Am Nachmittag ging es dann zum Point Break. Da die Wellen an diesem Tag mit 1-1.5 m relativ klein waren, waren relativ viele Leute (und vor allem Anfänger) im Wasser. Dadurch konnte ich nicht allzu viele Wellen surfen – Aber die Wellen, die ich gesurft habe waren qualitativ unglaublich hochwertig! Eine Welle, welche so ruhig und lange auf die Seite gebrochen ist, habe ich noch nie zuvor gesurft.

Nach einigen Stunden im Wasser, sodass meine Füsse bereits komplett schrumpelig waren, ging ich langsam aus dem Wasser um mit Willem und vielen Franzosen, Belgiern und noch weitern Nationalitäten ein Bier zu trinken. Es tat gut, sich den Rachen wieder mal mit dem feinen Hopfensaft in Kontakt zu bringen. Wir haben viel getrunken und die anderen sind dann noch weiter an eine Party am Strand gegangen, welche wir aber aufgrund des frechen Eintrittspreises von 40 Franken ausliessen.
Beim Reisen muss man oft finanzielle Entscheidungen fällen. Schlussendlich möchte man möglichst lang «on the road» sein und somit kann man sich nicht jede Sehenswürdigkeit und Party geben. Als Rechenbeispiel können wir anstatt der Party für 60 Franken für zwei Personen, können wir an gewissen Orten 240 Tacos kaufen oder auch an «teuren Orten» sicher 10 Mahlzeiten für zwei Personen leisten. Wir könnten uns auch 6-12 Übernachtungen auf schönen Campingplätzen oder 500 Kilometer Strecke mit diesem Geld leisten. Der Abend war trotz des Verzichtes schön und vielleicht ist es für mich als hyperaktiver Mensch mit dem «Fear of missing out Syndrom = Angst bei etwas nicht dabei zu sein Syndrom» auch mal eine gute Lektion bei etwas aus eigener Entscheidung nicht dabei zu sein und dies akzeptieren zu müssen.

Am nächsten Tag hatte ich zwar einen leichten Kater, aber als die anderen um 10 Uhr morgens nach Hause kamen, war ich vielleicht sogar ein klitzekleines bisschen froh darüber, dass ich nicht mitgegangen bin. Sie entschieden sich heute nicht mehr zu schlafen und den Tag durchzumachen bis zum frühen Abend. Wir chillten am Strand und gönnten uns ein paar Daydrinking-Biere. Mit dem ersten Bier habe ich mich auch dazu entschieden, heute nicht zu surfen. Die Wellen waren mit 3-5 Metern sowieso eher zu gross für meine Fähigkeiten, vor allem mit einem leichten Alkoholkater. Der nächste und letzte Tag in Puerto Escondido kam und die Wellen hatten immer noch fast dieselbe Grösse wie am Vortag. Da ich fit war, entschied ich mich ins Wasser zu gehen und mich auf die «kleinen» Wellen zu konzertieren. Dies ging auch gut: Fast alle Surfer waren sehr gut und wollten die grossen 4 Meter+ Wellen surfen und Anfänger waren keine im Wasser: Somit konnte ich die 2-3 Meter hohen Wellen mit einigen wenigen anderen moderaten Surfern teilen. Dieser Tag war wirklich mein bester Surftag in meinem Leben: Ich konnte einige wirklich gute und für meine Verhältnisse auch grosse Wellen surfen und es hat mir super viel Spass gemacht. Der Tag war super, bis sich auf einmal am Horizont eine Wand aufgebaut hat. Wenn eine grosse Welle kommt, die man nicht surfen will, paddelt man volle Kraft ins offene Meer hinaus, so dass man über die Welle gelangt, bevor diese bricht. Leider habe ich es bei dieser schätzungsweise 6 Meter hohen Welle nicht mehr geschafft, genug schnell rauszupaddeln. Kurzerhand bin ich ab dem Brett runter und möglichst tief runtergetaucht. Die Welle brauch ziemlich genau auf mich, so dass ich und mein Surfbrett an den steinigen Meeresgrund stiess. Die Welle drückte mich relativ lange unter Wasser, so dass ich leicht panisch wurde. Zum Glück konnte ich dann schnell wieder auftauchen. Leider war mein Fuss und ein Teil meines Beines relativ stark aufgeschürft. Damit ich künftig keine Angst vor dem Surfen habe, habe ich entschieden noch eine oder zwei Wellen zu surfen, bevor ich die Session beendete. Ich konnte tatsächlich noch eine Welle surfen, bevor ich bemerkt habe, dass mein Brett ein Leck hatte, welches wahrscheinlich vom Aufprall auf den Boden stammte. Somit war die Session dann endgültig beendet. Es ist alles gut gegangen und es ist nichts Schlimmes passiert, aber trotzdem ist es eindrücklich und auch ein wenig beängstigend welche Kraft der Ozean besitzt. Ich werde weiterhin mit Freude surfen aber wahrscheinlich mit ein wenig mehr Respekt vor diesen grossen Wellen und hoffentlich auch mit ein wenig mehr Konzentration, so dass ich solche Situationen in Zukunft vermeiden kann.

Am nächsten Tag ging es dann weiter Richtung Zipolite. Zipolite ist vor allem bekannt dafür, dass der Strand der einzige Nudisten oder FKK Ort in ganz Mexiko ist. Wir haben zwar nicht vor, nackt zu baden oder gar nackt in diesem Ort herumzulaufen, aber anscheinend soll auch ein gemütlicher Vibe an diesem Ort sein. Auch unsere Rheintaler Kollegen René und Dunja befinden sich in diesem Ort und wir haben gesagt, dass wir dort zusammen ein paar Biere geniessen werden. Auf dem Weg nach Zipolite hörten wir allerdings auf einmal ein Pfeifen aus unserem Motorraum, welches während der Fahrt immer intensiver wurde. Mich hat dieses Pfeifen ziemlich beunruhigt, aber ich habe beschlossen die kurze Fahrt nach Zipolite zu beenden. Wir kamen an und haben mal den Ort erkundet und uns gefiel die gemütliche Atmosphäre im Städtchen und am Strand. Wir campten fast direkt am Strand – Wenn man am Strand entlanglief, gab es überall kleine gemütliche Restaurants und Bars an denen man für wenig Geld ein paar Tacos und ein Bier oder sogar einen Margarita geniessen konnte. Wir genossen den Abend und nächsten Tag habe ich mich dann um das Motorenproblem gekümmert. Der pfeifende Ton kam aus der Gegend des Turboladers aber etwas genaueres konnte ich nicht rausfinden. Da René und Dunja jemanden in Zipolite kannten, konnten wir einen Mechaniker organisieren der sich das Problem mal angeschaut hatte. Dieser kannte sich leider nicht mit Dieselmotoren aus, hat aber trotzdem ein Teil am Turbo gefunden, der ein Löchlein hatte. Er liess dieses Schweissen aber der Ton war immer noch da. Der Typ hat uns eine Nummer von einem Dieselmechaniker gegeben, dieser hatte aber keine Lust uns zu helfen… Von da an konnten wir den Aufenthalt in Zipolite nur noch so halb geniessen. Es war zwar schön und gemütlich, aber man hatte halt immer das Problem mit dem Auto im Hinterkopf. Und ein Problem an unserem fahrenden Zuhause ist für uns halt ziemlich blöd! Wir hatten trotzdem noch einige coole Tage in Zipolite – Wir haben mal mit den anderen zweien einen Tagesausflug an einen anderen Strand unternommen und am Abend in einer tollen Strandbar einen geselligen Abend gehabt. Dies war der letzte Abend von ihnen und daher haben wir uns entschieden am nächsten Tag in die nahegelegene Stadt zu fahren um alle Mechaniker abzuklappern. Gesagt getan: Wir haben jeden einzelnen Mechaniker in der Stadt, sechs Stück an der Zahl, abgeklappert. Leider hatte keiner eine Ahnung von Dieselmotoren und die die helfen konnten, hatten keine Lust. Uns hat man geraten zu einem Turbo-Spezialisten zu gehen. Dieser liegt leider 300 Kilometer entfernt und daher sind wir zurück nach Zipolite, um die weiteren Schritte zu planen. Dank der Hilfe von einigen Instagram Abonnenten konnten wir ermitteln, dass der Turbolader es wahrscheinlich überstehen wird, die 300 Kilometer zum nächsten Spezialisten zu fahren und daher haben wir uns entschieden dies zu machen.

Wir fuhren früh am Morgen los, da wir die Strecke in einem einzelnen Tag zurücklegen wollten. Aufgrund des Turboproblems hatte unser Fahrzeug vor allem bei Steigungen deutlich weniger Performance. Und blöderweise waren 200 Kilometer von der Strecke ein Bergmassiv mit vielen Pässen. Nach einer ersten Etappe hat uns Willem angerufen und wir haben deshalb am Strassenrand angehalten um zu Telefonieren. Nachdem Telefon kam uns ein fremder weisser Mann entgegen und hat uns gesagt, dass er Amerikaner sei und ich ihm deshalb vertrauen könne und er ein Problem habe. Er ist vom amerikanischen Militär und habe seine Gruppe verloren und fragt dann, ob wir ihn für 20 km mitnehmen könnten. Nach der Bemerkung, dass es mir eigentlich scheissegal ist ob er Ami ist oder Mexikaner, habe ich ihn mit seinem Hund einsteigen lassen. Im Auto hat er uns detailreich über seine Zeit in der Armee als Hundeführer erzählt und uns weissgemacht, dass er aufgrund eines epileptischen Anfalls zu einem lokalen Spital musste und seine Gruppe inklusive seines Gepäckes weitergefahren sei. Der Typ war extrem aufgeregt und hektisch, sodass ich ihn ein wenig beruhigen musste. Als ich im nächsten Dorf wie verabredet angehalten habe, hat er mich darum gebeten, ihm Geld zu geben. Er hat die amerikanische Botschaft angerufen, welche mir versichert hat, das Geld zurückzugeben. Ich wollte ihm trotzdem kein Geld ohne Sicherheit geben, also hat er mir sein Handy gegeben und mir die Anweisung erteil, es zurückzusenden, nachdem ich die 200 USD wieder auf meinem Konto habe. Er hat noch einige verwirrte Bemerkungen gemacht und uns das Handy samt dem Code überlassen.

Der Typ war übertrieben unfreundlich zu allen Locals und hat uns auch gesagt, dass er alle Mexikaner auf den Teufel hasst und er ein bekennender Rassist sei. Wir wurden ziemlich hässig und sind dann abgezogen.

Als Sandra und ich die Situation besprochen haben, waren wir uns relativ sicher, dass er uns angelogen hat und somit haben wir mal sein Handy entsperrt. Was wir da vorfanden, hat uns kurzerhand in Panik gebracht. Alles, was uns der Typ erzählt, inklusive seinem Namen, war eine Lüge. Wir fanden heraus, dass der Typ illegal in Mexiko ist, er eigentlich nur zu Fuss im Wald unterwegs ist, seine Identität komplett gefälscht ist, der Hund gestohlen ist und er von irgendetwas abhauen und untertauchen will. Wir haben Checklisten auf dem Handy gefunden wie er untertauchen will und das Tagebuch schloss uns über die illegalen Grenzübertritte und die Wochen, welche er alleine im Wald herumgeirrt ist, auf. Wir wussten nicht was machen, da wir wahrscheinlich einem Schwerverbrecher oder sonst einem Wahnsinnigen geholfen haben und somit haben wir meine Eltern angerufen, um nach Rat zu fragen. Nach dem Telefonat haben wir beschlossen, das Geld zu akzeptieren, falls wir es innert nützlicher Frist bekommen und ansonsten die Simkarte zu zerstören uns das Handy zu resetten. Der Typ hat uns zwar einige verwirrte Mails geschrieben und dann aber den Kontakt abgebrochen, also haben wir die Vorkehrungen getroffen. Dazwischen haben wir Mobile Daten, GPS und jegliche Mittel blockiert, welche Aufschluss über unseren Standort geben könnten. Auch in den nächsten paar Wochen haben wir keine Instastories gemacht, welche Aufschluss über unseren aktuellen Standort geben würden. Die Situation ist zwar gut ausgegangen, hat uns aber eine intensive Lektion erteilt, wem wir vertrauen sollten und wem nicht. Die Geschichte ist zwar stark vereinfacht und gekürzt dargestellt, aber der Typ war in allen Belangen gestört. Wir finden es immer noch bemerkenswert, wie er uns die Geschichte am Anfang glaubhaft machen konnte – Wir verstehen selbst nicht warum wir ihm geglaubt haben, aber warum hätten wir es nicht tun sollen? Wie auch immer: Wir sind jetzt im Besitz eines Handys, welches den Wert von den «geliehenen» 200 USD deutlich übersteigt – Wir werden es als Ersatzhandy nutzen, falls eines der unseren mal den Geist aufgibt. Nach diesem unheimlichen Ereignis kamen wir dann endlich am Ort an, an welchem wir unseren Turbo reparieren wollen. Wir haben dem Spezialisten bereits ein WhatsApp geschrieben und dieser versicherte uns, dass er Zeit und Motivation hat, unser Problem anzuschauen. Als wir aber bei seiner Werkstatt auftauchten war weit und breit kein Mensch da! Wir haben ihm auf WhatsApp geschrieben, erhielten aber keine sinnvolle Antwort. Nach zwei Stunden verloren wir schon fast die Geduld, als der Typ endlich auftauchte. Er hat keine eigene Garage also mussten wir seinem übertrieben getunten Auto hinten nachfahren. Auf dem Weg holte er noch einen Freund ab und dann fuhren wir zur Werkstatt vom nächsten Freund. Zu zweit nahmen sie dann die ganzen Luftschläuche, den Turbo und den Abgaskrümmer auseinander. Nach einiger Zeit haben sie dann rausgefunden, was das Problem war: Zwei Schrauben vom Abgaskrümmer, welcher die Turbine vom Turbo antreibt, sind rausgebrochen und dort pfeifen die Abgase durch, welche von dem Zylinder ausgestossen werden. Daher pfeift der Motor so unangenehm. Er hat neue Schrauben organisiert und dann das ganze Konstrukt wieder zusammengebaut. Es funktionierte alles wieder einwandfrei. Wir haben die meiste Zeit im und neben dem Auto gewartet und zwischendurch noch das WM-Spiel der Schweiz geschaut. Ich habe aber auch interessiert bei der Reparatur zugeschaut, um was zu lernen: Als ich kurz Sandra zum Restaurant gebracht habe, bei welchem wir auf dem Parkplatz übernachten durften, habe ich das getunte Auto ausleihen dürfen. Es war wirklich amüsant, dieses Gefährt zu fahren. Der Motor hatte gefühlt zwanzigmal mehr Kraft als Appa und wenn man von einer hohen Drehzahl auf eine tiefe Drehzahl wechselte, hat der Motor «geklepft»! Falls man aber zu wenig Gas gegeben hat, hat der Motor gänzlich abgestellt… Falls man dieses Auto in der Schweiz in eine Kontrolle fahren würde, würde man wahrscheinlich auf der Stelle das Fahrzeug beschlagnahmen und den Führerausweis entziehen xD
Die Mechaniker brauchten am Schluss ca. 7 Stunden mit zwei Mann, um Appa zu reparieren. Die Mechaniker hatten in dieser Zeit während dem Reparieren 20 Bier getrunken und wollten am Schluss für die 14 Mannstunden eine Summe von 50 Schweizer Franken. Wir waren sehr froh, dass sie uns nicht abgezockten und haben ihnen daher noch 10 Franken Trinkgeld geboten.

Glücklich über den funktionierenden Motor, sind wir am nächsten Tag weitergefahren Richtung Oaxaca Stadt. Wir haben uns da wieder einmal mit Willem verabredet. Wir haben noch zweieinhalb Wochen Zeit, bis mein guter Freund Silvan im Bundesstaat Yucatán ankommt, um uns zu besuchen. Da Willem fast am exakt gleichen Datum einen Flug nach Belgien gebucht hat, um seine Familie zu besuchen, beschlossen wir die 1000 km gemeinsam zu bestreiten. Nach der langen Zeit, in der wir allein gereist sind, ist es eine willkommene Abwechslung wieder einmal zu dritt zu reisen. Wir verstehen uns sowieso gut mit Willem: Wir haben ähnliche Interessen, Ansichten und das gleiche Reisetempo. Daher läuft das gemeinsame Reisen sehr geschmeidig.

Am Anfang unserer gemeinsamen Reise haben wir uns ziemlich zügig bewegt. Wir mussten zuerst eine sehr grosse Bergkette überqueren. Es sind ca. 350 Kilometer, welche aber nur aus engen und kurvigen Bergstrassen und Pässen besteht. Für unseren Bus Appa war die Passage sehr anstrengend. Aufgrund der langen Steigungen drohte das Fahrzeug ständig zu überhitzen. Die einzig uns bekannte Lösung ist es, die Heizung auf volle Stufe einzustellen. Dies kühlt den Motor ein wenig ab, da die Heizung anhand der Motorwärme funktioniert. Zum Glück war es in den hohen Bergen nicht allzu warm und daher zu ertragen. Abgesehen von diesen Anstrengungen war die Strecke wunderschön. Es war höchst interessant, wie sich die Vegetation auf verschiedenen Höhen veränderte. Auf niedriger Höhe fanden wir dichten Dschungel vor, wie wir ihn uns vorstellen: hohe Luftfeuchtigkeit, viele tropische Pflanzen und Bäume mit zum Teil riesigen Blättern. Viele Bananenpflanzen, Wasserfälle, kleine Flüsse und abstrakte Felswände. Wenn man aber den Pass hochfährt, verändert sich die Landschaft fliessend in einen Tannenwald, welchen man so auch in der Schweiz vorfinden könnte. Die Leute in diesen Ebenen, lebten noch sehr traditionell. Der Geruch von Feuer, welche die Leute gemacht haben, um zu Heizen bereitete uns ein bekannt-wohliges Gefühl, welches wir von heimeligen Berghütten oder Lagerfeuern kannten. An dem Tag, an dem wir das Bergmassiv verlassen haben, fand ein Spiel der mexikanischen Fussball-Mannschaft an der WM statt. Obwohl wir uns nicht wirklich für Fussball interessieren, haben wir uns zu dritt in ein Restaurant gesetzt, um das Spiel mit einigen Mexikanern anzuschauen. Fussball ist in der mexikanischen Gesellschaft weit verbreitet: Da die Mexikaner in diesem Spiel am Gewinnen waren, war die Stimmung in dem Städtchen sehr heiter: Jegliche Arbeit von den Mexikanern wurde mitten im Nachmittag pausiert um das Spiel zu bestaunen. Wer jetzt etwas von jemandem auf geschäftlicher Ebene wollte, musste warten!

Als das Spiel vorbei war, gingen wir noch auf dem lokalen Markt einkaufen. Die Lebensmittel auf den Märkten waren jeweils um einiges günstiger als in den Supermärkten. Unter anderem war die Qualität auch viel besser als in herkömmlichen Geschäften! Im Vergleich: Eine Peperoni kostet im Supermarkt etwa einen Franken, was wir als sehr teuer empfinden. Auf dem Markt bekommt man für einen Franken etwa drei Peperoni, welche Frisch vom Bauern sind und im Kühlschrank bestimmt zwei Wochen gut sind. Es ist auch sehr interessant durch die Märkte zu gehen. Man findet Früchte, welche man noch nie zuvor gesehen hat, alle möglichen Esswaren aber auch Werkzeuge, Schmuck, Ramsch und Spielzeuge!

Wir schlafen an diesem Abend an einem Wasserloch in einem kleinen Dorf. Nach dem Badespass beginnt es auf einmal anzuregnen. Und wie es zu regnen begonnen hat: Innert einer halben Stunde verwandelte sich die Strasse in einen Fluss, welcher bestimmt 10 Zentimeter tief war. Zum Glück gab es beim Wasserloch einen Unterstand, bei welchem wir Zuflucht fanden für den Abend. Es hat die ganze Nacht durchgeregnet und als wir am Morgen aufgewacht sind, war die Wiese auf dem unser Fahrzeug stand, ein See. Wir beschlossen also erneut eine grosse Strecke bis zum Meer zu fahren, um dem Regen davon zu laufen. Der Fahrtag war anstrengend, da es die ganze Zeit geregnet hat. Kurz vor der Küste haben wir den Plan geändert, da das Wasser von diesem Abschnitt des Golfes von Mexiko relativ hässlich sei. Anstatt dessen beschliessen wir im Dschungel von einem grossen See zu übernachten. Der Ort inmitten von dichtem Urwald war sehr toll – Man konnte im natürlichen Pool baden und mit aufgehängten Seilen in den Pool springen. Bei einem Spaziergang sahen wir farbige Papageien und eine spezielle Art von Truthähnen. Die Papageien waren absolut ein Highlight; Es war zwar schwierig sie in den Baumkronen zu erkennen aber die regenbogenfarbenen Geschöpfe waren unglaublich.

In der Nacht begann es natürlich wieder einmal richtig stark anzuregnen. Wir konnten uns glücklich schätzen, dass der vorherige Abend trocken verlaufen ist. Daher ging es für uns auch wieder weiter, Richtung Süden. Das nahegelegene Dorf, welches wir durchquerten, war komplett überflutet. Auf den Strassen hatte es 30-40 Zentimeter Wasser, welches wir durchqueren mussten. Die Dorfbewohner machten aber den Anschein, als ob sie sich an diese Situation gewöhnt seien. Wir fuhren erneut 200 Kilometer auf schlechtesten Strassen an diesem Tag, bis wir das erste Mal den Golf von Mexiko erreicht hatten. Der Strand war zwar schön – Leider war das Meer aber ziemlich unschön. Das Wasser war grau und undurchsichtig vom feinen Schwarzen Sand und der ganze Horizont war gefüllt mit Bohrinseln, welche hohe Flammen in den Himmel pusteten. In der Dunkelheit war es Taghell aufgrund des Öl-Abbaus. Wir fuhren durch das Dorf, an welchem das Öl dann in Raffinerien verarbeitet wird. In diesem Dorf ging alles nur ums Öl: Es gab dutzende Camps, welche Leute von diversen Ländern beherbergten. Überall liefen die Leute mit orangen Anzügen herum und fuhren entweder in die Camps, den Hafen oder in die riesige Ölraffinerie. In der Ölraffinerie standen riesige Ölbehälter welche ca. 30 Meter hoch waren und einen Durchmesser von bestimmt 50-60 Metern aufwiesen. Von diesen Behältern gab es eine unglaubliche Menge, welche wir auf bestimmt 50-100 Stück schätzen. Es war zwar ziemlich hässlich in der Gegend, aber wenigstens war der Diesel rotzbillig.

Das nicht wirklich bezaubernde Meer begleitete uns noch einige hundert Kilometer und daher fuhren wir auch in einem relativ zügigen Tempo bis kurz vor den Bundesstaat Yucatan. Da fanden wir einen günstigen und gemütlichen Campingplatz am Meer, welcher alles hatte was wir brauchten. Da wir noch eine Woche bis zu Silvans Ankunft übrig hatten, entschieden wir uns, an diesem Ort die Zeit zu überbrücken. Wir haben in dieser Zeit sehr viel gar nichts gemacht. Da wir jeden Tag um 9 schon ins Bett sind, sind wir auch jeweils um 6 Uhr morgens aufgestanden. Danach haben wir gefrühstückt, gelesen, geredet und geschwiegen. Ich habe jeweils allein ausführliche Spaziergänge unternommen. Am Abend haben wir jeweils gemeinsam den Sonnenuntergang angeschaut und danach Abendessen gekocht. Die täglichen kurzen, aber heftigen Stürme waren auch noch eine zusätzliche Beschäftigung. Wir mussten jeweils alles aufräumen und festmachen, dass die Gegenstände und Zelte nicht davongeblasen werden. Die Woche war ziemlich langweilig, aber ich meine dies nicht negativ. Es ist anstrengend, jeden Tag etwas Neues zu sehen, sich an neue Situationen anzupassen und Dinge zu entdecken. Daher ist es zwischendurch durchaus angenehm, nichts zu tun, sich mit belanglosem Zeug zu beschäftigen und sich sonst einfach mal zu erholen.

Wir trennten uns von Willem und fuhren in das Städtchen, wo wir Silvan empfangen wollen. Und da passierte uns ein Debakel: Beim Putzen unseres treuen Benzinkochers, ist ein wichtiges Teil abgebrochen und daher konnten wir dann nicht mehr kochen. Zum Glück haben wir vor einer Woche einen Einflammen-Benzinkocher bestellt, welchen wir für mehrtägige Wanderungen und als Backup haben wollten. Silvan bringt uns zum Glück in zwei Tagen dann einen neuen Kocher! Das Flugzeug, in welchem er ankommt, hat leider ziemlich viel Verspätung. Wir haben das ganze Theater im Internet auf verschiedenen «Flugbeobachtungsseiten» beobachtet und mitgefiebert. Leider hat er trotz unserem Daumendrücken den Nachtbus zu unserem Standort verpasst. Wir haben uns daher entschieden, ihm entgegenzufahren und uns in der Stadt «Merida» zu treffen. Das Ganze hat dann auch geklappt und so haben wir uns nächsten Mittag in Merida getroffen – Die Wiedersehensfreude war gross  Wir fuhren Mittagessen, Einkaufen und dann direkt zu einem schönen Strand an der Nordküste von Yucatan, wo wir erste gemeinsame Biere genossen haben.

Der Strand, wo wir zusammen verbracht hatten, war leider nicht so Azurblau wie wir auf den vielen Fotos vorgefunden haben. Später stellt sich leider heraus, dass diese blauen Strände eigentlich nur in der Stadt Cancun und Tulum so wie auf den Bildern existieren. Das Problem an dem ganzen ist nicht dreckiges Wasser, sondern eine Art von Seegras, welches sich sehr stark ausbreitet und dann an den Strand gespült wird. Zum Glück war dieser Ort aber sonst sehr paradiesisch: Weisser Sandstrand und wunderschöne Kokosnusspalmen welche wild verstreut auf dem Grundstück wuchsen. Wir haben mit Silvan an diesem Abend ein wenig einen Plan geschmiedet für die nächsten zwei Wochen: zuerst gehen wir für ein paar Tage die bekannten «Cenoten» besichtigen, was diese «Cenoten» sind werde ich nachher noch erklären. Danach gehen wir nach Bacalar um die wunderschöne Lagune mit dem azurblauen Wasser anzuschauen, bevor wir zur Maya-Ruine «Calak Mul» fahren werden. Zum Schluss möchten wir noch nach Tulum um ein wenig Party zu machen zu meinem Geburtstag und vor dem Schluss der Reise noch zu der Insel «Holbox» um uns zu erholen.

Wir fuhren also voller Motivation zu etwas ähnlichem wie einem Nationalpark, welche verschiedene von diesen Cenoten besitzt. Cenoten sind Höhlen, welche im Laufe der Zeit mit Wasser gefüllt wurden. Diese sind entweder zum Himmel offen, halboffen oder nur durch eine Höhle zugänglich. Was alle Cenoten gemeinsam haben, ist glasklares Wasser. Wir haben uns für eine Cenote entschieden, welche einer Familie vom ursprünglichen Maya-Stamm gehört und noch ein mehr oder weniger traditionelles Leben führen. Wir bezahlen 10 Franken pro Person, um die zwei verschiedenen Cenoten für 24 Stunden zu benutzen und vor Ort zu campieren. Die eine Cenote ist in einer Höhle und die andere ist «halboffen». Am ersten Tag gingen wir in die schön ausgeleuchtete Höhle und konnten unseren Augen kaum glauben. Ich habe glaub in meinem Leben noch kein so klares Wasser gesehen und dies obwohl keinerlei Reinigungsmittel oder ähnliches in diesem Wasser sind. Wir tauchten in der Cenote herum, tranken währenddessen ein paar Biere und genossen den Tag. Der Abend führten wir feucht-fröhlich fort und besuchten somit leicht verkatert die zweite Cenote. Diese hat oben ein vier Quadratmeter grosses Loch, welches das Wasserloch mit natürlichem Licht beleuchtet. Das Wasser war auch hier total klar und wie in der anderen Cenote, hatten wir sie für uns ganz alleine.

Nach dieser Sehenswürdigkeit fuhren wir also in die nahegelegene Stadt und campierten auf dem Parkplatz eines Restaurants. Nachdem aufgrund des gratis Campieren, verpflichteten Mittagessen, besuchten wir noch eine nahegelegene Cenote. Wir haben sicher eine Stunde recherchiert in welche Cenoten wir noch gehen könnten. Wir schlossen alle aus, bei welchen wir nur mit Schwimmwesten baden durften. Ich mag diese Bevormundung von irgendwelchen Institutionen nicht, wenn ich ein guter Schwimmer bin – Für mich haben solche Regeln etwas Amerikanisches und aus diesem Grund lehne ich sie noch mehr ab.

Wir haben uns also für eine Cenote entschieden, bei welcher wir für den Eintrittspreis von einem Franken, ganze 4 verschiedene Cenoten begutachten können. Wir waren zwar nicht allein, aber die 10 Personen haben sich gut aufgeteilt. Mein Highlight war auf jedenfall eine offene Cenote, bei welcher ich von einer 5 Meter hohen Plattform reinspringen konnte. Falls man von der oberen Kannte reinsprang, war es sicher das doppelte, aber aufgrund meiner nicht ganz so guten Treffsicherheit, liess ich das waghalsige Spektakel nach meinem ersten Versuch bleiben. Da ich und Silvan von der Plattform mit Rückwärtssaltos und «Köpflern» reinsprangen, haben wir uns sogar noch Respekt von den Locals erarbeitet und wurden gerne von den Leuten beobachtet. Nach den ganzen Cenoten haben wir dann am nächsten Tag unseren Weg zur Lagune in «Bacalar» gestartet.

Der Weg war lange und ziemlich langweilig, da die Strecke grösstenteils eine gute «Autobahn» ist und durch keine Städte oder ähnliches führte. Nach dem langen Fahrtag, wollten wir zuerst mal etwas Kochen und dann ist es passiert: Der nigel-nagel-neue Benzinkocher funktionierte auf einmal nicht mehr. Nach einer mehrstündigen Analyse und etlichen Reparaturversuchen konnte ich den Kocher wieder reparieren und hoffte das dies so bleibt. Am nächsten Tag war natürlich wieder dasselbe Problem: Irgendwie war ein Teil der Düse nicht ganz richtig zusammengebaut und daher find es ab und an in der Benzinleitung anzubrennen. Dies resultiert dann darauf, dass die ganze Zeit die Benzinkanäle verrussen. Aufgrund des ständigen Reinigens ist uns dann auch noch ein Dichtungsring kaputt gegangen, welchen wir aber mit einer Dichtung von einer Dicht-Niete ersetzen konnte. Langfristig hält es sicher nicht aber für den Moment sollte es reichen. Wir konnten zwar in der nächsten Zeit kochen, waren aber danach sicher eine halbe Stunde mit dem Reinigen des Gerätes beschäftigt! Die Aufgabe der nächsten zwei Wochen bestand also daraus ein Ersatzteil für unseren alten und gut funktionierenden Benzinkocher zu suchen.

Am Tag nach dem nervenaufreibenden Debakel, erkundeten wir die Stadt Bacalar, welche der grösste Touristenort an der wunderschönen Lagune ist. Wir haben uns zu erst überlegt, in diesem Touristenort zu schlafen. Allerdings wurde uns von anderen Reisenden ein kleines Restaurant empfohlen, bei welchem man Campieren und Baden kann. Wir nutzten die Infrastruktur von Bacalar, um einzukaufen und verschiedene Besorgungen zu erledigen. In solchen Touristenstädtchen ist es jeweils um einiges einfacher, verschiedene Dinge zu organisieren – Wir sind zwar eine Nische unter den Reisendenden, aber trotzdem brauchen wir oftmals ähnliche Dinge wie die vielen Rucksackreisenden.
Wir gingen zum besagten Restaurant und blieben aufgrund der schönen Natur gleich 3 Nächte. Wir haben die Zeit vor allem mit Lesen, Baden, Tauchen und Biertrinken verbracht. Mir ist bewusst, dass dieser Lebensstil nicht wirklich gesund ist, aber es gefällt mir, wieder einmal mit jemandem zusammen ohne Sinn und Zweck zu saufen. Ich denke, dass dies nicht so verherend ist, wenn dies nur vorübergehend ist. Leider ist der frequentierte Alkoholkonsum auch teuer – Ein Bier im Supermarkt kostet ca. 90 Rappen und pro Tag gingen in dieser Zeit schon mal gut 6-10 kleine Dosen Bier pro Mann weg.

Der Weg zu der Maya-Stadt «Calak Mul» ging reibungslos vonstatten. Wir mussten zwar wieder einmal durch einen Militärcheckpoint aber wir sind es uns mittlerweile gewohnt. Die bewaffneten Männer nehmen uns mit dem kuriosen Büssli ohne Ausnahme bei jeder einzelnen Kontrolle raus. Bei Polizeikontrollen fahre ich einfach weiter auch wenn sie mich rausnehmen – Diese wollen einen nämlich immer abzocken – Aber sie bringen keine Motivation mit, uns zu verfolgen, wenn wir von ihnen abhauen. Beim Militär sieht es anders aus: Diese Kontrollen sind offiziell und mit dem Schwerbewaffneten Militär will ich mir keine Spässe erlauben. Diese Kontrollen sind aber oftmals auch einfach und fair: Die Soldaten fragen, ob wir Waffen oder Drogen dabei haben und nach dem verneinen der Frage, machen sie oftmals noch eine zufällige Tür auf und zünden am helllichten Tag mit einer Taschenlampe auf die Fassade. Sobald sie unser Chaos im Van sehen, haben sie keinen Bock mehr und lassen uns weiterfahren. Einige kuriose Kontrollen hatten wir trotzdem, aber die Leute sind eigentlich immer fair.

Wir schlafen auf dem Parkplatz eines Restaurants vor dem Eingang des Nationalparks. Wie so an einigen Schlafplätzen an Wochenenden, fand im Restaurant eine grosse Party von einigen Locals mit lauter Musik und viel Alkohol statt. Als Schlafmittel setzten wir ebenfalls auf Alkohol und konnten dann bald schon einschlafen. Am nächsten Morgen um 5.00 Uhr standen wir auf und legten den annähernd zwei Stunden langen Weg durch den Dschungel bis zu den Ruinen hinter uns. Da wir wahrscheinlich die ersten Leute auf der Zufahrtsstrasse waren, haben wir viele Tiere auf dem Weg gesehen. Unter anderem eine lokale Art von Truthähnen, welche verschiedenste Farben aufweisen und eher aussehen wie ein Pfau.
Die Stadtruine «Calak Mul» war riesig, wie wir schnell bemerkt hatten. Ich kann mich zwar nicht mehr ganz erinnern wieviel Pyramiden die Ruine aufweist, aber es waren fast 50. Und dies waren nur die Pyramiden und die hunderten kleineren Gebäude sind da noch nicht dabei. Was wir bei solchen Ruinen immer cool finden, ist dass man eigentlich überall hinlaufen und Klettern kann und darf. Es sind nur wenige Zugänge gesperrt (unter anderem die Eingänge in die Pyramiden) und man kann eigentlich alle Räume betreten. Wir haben etwa 4 Stunden bei den Ruinen verbracht, aber wenn man alles sehen will, ist man wahrscheinlich länger als einen ganzen Tag beschäftigt.
Das Highlight war für mich definitiv das Besteigen der höchsten Pyramiden der Anlage.

Da der Weg nach Tulum ziemlich lang ist und wir auch sehr gut in unserem Zeitplan liegen, beschliessen wir noch einmal eine Nacht in Bacalar zu verbringen und dann noch einen Zwischenstopp an einem schönen Strand zu verbringen. An diesem Ort verbringen wir zwei Tage direkt am Strand und zahlen dem nahegelegenen Hostel einen kleinen Beitrag, damit wir Toiletten, Duschen und die Küche mitbenutzen dürfen. Auf die Küche sind wir mittlerweile angewiesen, da der Kocher nicht mehr wirklich funktioniert, auch nicht mit vielem putzen. Ersatzteile sind in Mexico nicht zu bekommen- Keine Chance. Jegliche angefragten amerikanischen Händler weigern sich, nach Mexico zu versenden und auch wenn sie es täten, ist die Chance, dass die Ware ankommt, sehr gering. Die mexikanische Post funktioniert nicht wirklich. Ich habe mir zwischenzeitlich überlegt, nach Amerika zu fliegen, um einen neuen Kocher zu kaufen und am nächsten Tag wieder zurückzufliegen. Der Aufwand scheint auf den ersten Blick in keinem Verhältnis zu der eigentlich einfachen Aufgabe – Aber für uns ist ein funktionierender Kocher nun mal einer der wichtigsten Gegenstände, welche wir besitzen. Wir haben zu Glück jemanden kennengelernt, welcher bald von Zürich nach Cancun fliegt und uns etwas mitbringen könnte. Zur gleichen Zeit haben wir jemand anderen kennengelernt, welcher uns denselben Kocher gebraucht verkaufen würde zum Originalpreis – Der Kocher ist leider überall sonst ausverkauft, da die Leute in Europa aus Panik heraus einen Benzinkocher kaufen aufgrund der Energiekrise. Wir akzeptieren das Angebot und haben jetzt endlich einen neuen Kocher, welcher bald uns gehört.

Der Badeort, an dem wir uns befinden, wird täglich von bis zu drei Kreuzfahrtschiffen angelaufen. Über 10’000 Tagestouristen betreten also täglich den Ort und belagern diesen mit Golf-Wagen, Quads, Kutschen und natürlich auch die Restaurants und so weiter. Der Ort wäre eigentlich wirklich gemütlich, wenn nicht die riesigen Abfallberge und die tausenden Amerikaner, welche günstig auf mexikanische Kreuzfahrtschiffe gehen, da wären. Der Hostelbesitzer sagt uns, dass der Abfall grösstenteils von Kreuzfahrtschiffen stammen – Diesen lassen den Abfall in Internationalem Gewässer, in der Nähe von Mexico ins Meer, wo es dann angespült wird. Ich sammle oft Abfall am Strand, wenn ich nichts Besseres zu tun habe, aber dies bringt wohl nicht viel ausser einem guten Gewissen meinerseits.

Wir verlassen den Badeort und fahren direkt nach Tulum. Tulum ist ein bekanntes Touristenziel von Amerikanern und Europäern. Wir wollte Party machen. Allerdings haben wir schnell festgestellt, dass der Eintritt an eine Technoparty oftmals über 100 Franken kostet und dies definitiv nicht in unserem Budget liegt. An Beachclubs können wir auch nicht da der Mindestkonsum für den Einlass meistens über 100 Franken ist. Bierpreise sind jenseits der normalen Mexikanischen Preise und so verlassen wir die Stadt auch schnell wieder. Auch wenn wir mit massiven Einbussen des Reisebudgets dorthin gehen könnten, mache ich das aus Prinzip nicht.

Es ist Weihnachten.
Wir befinden uns inmitten des Maya-Jungels auf einem Grundstück von zwei Deutschen, welche ab und an Reisende bei sich aufnehmen. Vor Ort haben sie eine private Cenote und viel Natur. Mir sagen solche christlichen Feiertage eigentlich nicht viel, da mein Gedankengut an keine Götter glaubt. Trotzdem ist es ein Tag, an welchem auch ich immer irgendwo ein Fest zuhause gefeiert habe – Es ist abstrakt, wenn man an solchen Tagen auf einmal am anderen Ende der Welt ist und sich fragt, ob man überhaupt feiern sollte. Wir genossen ein Fertig-Fondue über dem Feuer, eine Flasche Wein und Bier. Wir badeten etwas angeheitert und nackt in der Cenote und genossen den für viele Leute heiligen Abend.

Die letzten Tage mit Silvan haben wir an einem Strand, nördlich von Cancun verbracht. Es regnet über die ganzen Tage. Daher änderten wir unseren Plan und beschlossen, nicht auf die Insel Holbox zu fahren. Wir verbringen die Tage auf einem Campingplatz mit einem überdachten Aufenthaltsbereich. Wir spielen Brettspiele, Karten, Computerspiele auf der Nintendo und halten belanglose, aber auch sinnvolle Gespräche. Zwischendurch wagen wir sogar einen Spaziergang durch das Dorf und entlang des Strandes, währenddessen ein Monsunartiger Regen auf uns herunterkracht. Es ist ein wenig schade, dass die letzten gemeinsamen Tage von so schlechtem Wetter begleitet werden, aber da kann man wenig dran ändern.

Silvans Flug ist in zwei Tagen und daher gehen wir in die Grossstadt Cancun, welche bei den meisten Mexicos-Reisenden der Ankunftsort ist. Wir gingen in ein Hostel, welches von uns und geschätzten fünfzig geflüchteten Russen belegt ist. Der Vibe ist zum Glück gemütlich und die Russen fanden uns sympathisch und freundeten sich schnell mit uns an. Wir gingen zusammen an den Strand und badeten im wunderschönen Azurblauen Meer, welches jeden Morgen von den grünen Algen befreit wird. Deshalb ist es auch blau und nicht grün wie sonst überall. Wir haben zum Schluss nochmals Vollgas gegeben und mit vielen Reisenden aus aller Welt gefeiert. Der Tag ist gekommen, wo Silvan abreisen muss. Es war eine supercoole Zeit und es ich war mega glücklich wieder einmal mit einer vertrauten Person zusammen die Zeit zu verbringen. Die Wochen mit unseren Gästen ist für mich Quality-time vom feinsten und der Abschied ist jeweils nicht leicht.

Wir fuhren mit Silvan zum Flughafen und verabschiedeten uns da. Ich habe noch ein letztes Mal meinen Kopf zurückgedreht, um Silvan anzuschauen – Schon komisch, wenn man jemanden das letzte Mal ansieht und weiss, dass man die Person für eine Ewigkeit nicht mehr sehen wird.

Am selben Abend und am selben Flughafen kommt an diesem Abend, unsere Kontaktperson mit unserem Benzinkocher an. Wir haben zwar einen Kocher, werden aber krank, werden ein wenig Reisemüde und gehen bald nach Belize – Dies erzähle ich aber im nächsten Blogpost 😉

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