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  >  Allgemein   >  Von der heissen Wüste zur nebligen Westküste

Wir waren also im Bryce Canyon Nationalpark und gingen nach dem anstrengenden Tag ein wenig ausserhalb des Parkes zu unserem Schlafplatz. Wir hatten einen gemütlichen Abend, welcher wie viele andere ausgesehen hat: Pizza backen, Lagerfeuer, gemütliche Musik, ein bisschen vor dem Handy/Laptop hängen und immer wieder ein bisschen reden. Der Platz, an dem wir übernachteten, lag ca. 3 km tief in einem leicht bewaldeten National Forest -> Auf dem Boden am Beifahrersitz hatten wir wie so oft die Plastikverpackungen von verschiedenen Dingen und unter anderem die Verpackungen von irgendwelchem Essen.
In der Nacht wachte Sandra plötzlich auf und hörte ein Kratzen und Schleifen am Blech von unserem Auto und hat mich daher geweckt. Mit Bärenspray bewaffnet ging ich aus dem Auto und konnte kein Tier beobachten und ging daher wieder ins Bett, wo dann das Geräusch aus dem Fahrerraum wieder gekommen ist. Ich habe also den Motorraum geöffnet, um zu schauen ob ein Marder o.ä. da drin ist, aber da habe ich auch nichts gefunden. Der nächste Plan war, mich auf den Fahrersitz zu setzen und da zu lauschen was da tönt. Nach kurzer Zeit hörte ich was auf dem Beifahrersitz und habe dann sofort das Licht eingeschaltet, als mich eine Maus völlig perplex neben dem Müllsack anschaute und wieder unters Armaturenbrett gekrochen ist. Als nächstes hörte ich sie wieder im Motorraum und habe nichts Besseres gewusst, als den Motor anzustellen und ein wenig rumzufahren.
Wahrscheinlich hats die Maus da drinnen verbraten oder sie ist weggesprungen, weil danach haben wir sie nicht mehr gehört. Naja, ich weiss zwar nicht, ob das interessant für die Blog-lesenden ist, aber ich wusste gerade keinen besseren Einstieg in diesen Beitrag.

Nach dem Bryce Canyon sind wir also ein wenig weitergefahren, da wir bei einer Lotterie mitgemacht haben um die bekannte «The Wave» anzuschauen. Als wir in einem weiteren National Forest geschlafen haben (auf ca. der halben Strecke zu dem Ort) bekamen wir dann 2x eine Absage… Teilnahmegebühr etc. bekamen wir natürlich nicht mehr -> Wir haben dann danach auch rausgefunden, dass jeden Tag nur 16 Leute da reinkönnen aber jeden Tag ein paar Hundert mitmachen. Naja, man kann nicht immer gewinnen, obschon ich das Glück oft auf meiner Seite habe. Unser Amerikanischer Freund Ethan hat uns dann vom sogenannten Antelope Canyon erzählt, wo jeder rein kann, welcher das nötige Kleingeld besitzt. Wir haben uns dann nach langem überdenken unser ungeborenes Kind verkauft, um das Eintrittsgeld von 140 Franken für eine einstündige Tour zu bezahlen.

Als wir am nächsten Morgen dann da angekommen sind und wir die ganzen Leute gesehen haben, waren wir ziemlich schockiert. Viel Geld für eine solche Massenattraktion wie wir finden. Die Meinung sollte sich aber in den folgenden eineinhalb Stunden ändern. Bevor wir mit den 8 anderen Europäern in den engen Canyon stiegen, mussten wir noch einen Haftungsausschluss unterschreiben. Das muss man übrigens bei allem was nur ein wenig gefährlich ist durchziehen, weil die Amerikaner die sich selbst Schaden zufügen dann die Firmen verklagen würden. Ein saudämliches System: Wenn so ein dummer Ami in meinem Canyon auf die Fresse fliegen würde und mich anklagen will, dann würde ich ihn auslachen 
Wie auch immer: Wir stiegen dann in den ca. 20 Meter tiefen Canyon und waren zuerst mal ganz ausser uns wegen der Schönheit dieses Felsens. Die 16 Gruppen à 10 Leute in diesem engen Gang waren sofort vergessen, auch weil sich diese relativ schnell voneinander abtrennten. Die orangen Felsen sind von unglaublicher Schönheit und noch um einiges eindrücklicher als das Windows-Hintergrundbild, welches dort entstanden ist. Für uns beide war es einen der eindrücklichsten Orte, welchen wir in unserem Leben gesehen haben. Die Tour ging am Schluss ca. 1.5 Stunden anstatt einer Stunde und hat sich unserer Meinung stark gelohnt.
Als wir mit dieser Tour fertig waren, gingen wir noch zum Horseshoe Bend welcher direkt nebenan liegt und auch auf einem Windows-Hintergrund zu sehen ist. Naja, war noch lustig das gleiche «weltbekannte Motiv zu sehen, aber dahinfahren, um nur das anzusehen muss man jetzt nicht. Übrigens hatte es auch hier grosse Menschenmassen, was aber vielleicht auch dran liegt, dass gerade Hochsaison ist.

Als logischer nächster Punkt auf unserer Reise, wollten wir zum Grand Canyon fahren, welcher wahrscheinlich auf der Liste von jedem USA-Tourist steht. Der Weg zu diesem Nationalpark war aber mindestens genau so schön wie der Park selbst. Man kommt halt dann dahin nach 4 Stunden Autofahren und alles was da ist, ist eine Schlucht. Die Aussicht von meinem Hausberg in der Schweiz ist aber deutlich beeindruckender als die Aussicht auf den kleinen Fluss, welcher sich durch diese grosse Schlucht schlängelt. Wir waren bei verschiedenen Aussichtspunkten und haben uns da im Schnitt ca. 10 Minuten aufgehalten, bevor wir weitergefahren sind. Was wir am Canyon aber ziemlich toll fanden, waren die schönen und sehr günstigen Duschen und das daneben gelegene Gratis-Trinkwasser, von welchem wir uns reichlich bedient haben 😉

Nach diesen diversen Nationalparks und Naturwunder welche wir innerhalb der letzten Wochen gesehen und erforscht haben, tat es auch mal gut ein paar Tage zu chillen. Kurz vor Las Vegas wollten wir noch eine letzte Nacht ausserhalb der Grossstadt verbringen und haben uns für einen See entschieden, welcher sich nach 20 km Offroadstrecke befindet. An diesem Ort waren es 45 Grad Celsius und auch der See war mit mindestens 35-40 Grad auch keine Abkühlung. Als wir herausgefunden haben, dass es in der Nacht immer noch 35 Grad ist und auch noch einen toten Fisch am Ufer gefunden haben, haben wir Last-minute eine weitere Nacht in unserem Hotel in Las Vegas gebucht.

Auf dem Rückweg ist auf der Offroadstrecke unser bislang grösstes Desaster passiert. Während der Fahrt hat sich bei einem sehr exponierten Ort unser Kofferraum geöffnet, da wir ihn wahrscheinlich nicht anständig geschlossen hatten. Das Küchenmodul auf einer ein meterlangen Schwerlastschublade ist rausgerollt und samt Kühlschrank rausgebrochen. Nach einer Vollbremse aufgrund des lauten Knalls, sind wir ausgestiegen und waren extrem schockiert. Im Schockzustand habe ich ohne Worte begonnen den Kühlschrank und die hinteren Küchenschubladen mit dem Akkuschrauber voneinander zu trennen und diese in den Wohnbereich von unseren Büssli zu verstauen. Sandra hat währenddessen alles aufgeräumt.
Für Aussenstehende hat das ganze wahrscheinlich so ausgesehen, als ob es normal wäre. Wir habe kaum geredet oder geflucht, sondern haben ohne Worte zusammen alles wieder eingeräumt und sind weitergefahren.
Kaum weitergefahren haben wir dann aber realisiert, dass die Schubladen einen Totalschaden haben, aber der Kühlschrank zum Glück noch funktioniert. Die Schwerlastauszüge haben wir aufgrund des abnormalen Preises in den USA auch nicht mehr eingebaut (Preis in Deutschland 100 Euro vs. Preis in USA 400 USD). Die Schubladen habe ich wieder eingebaut und der Kühlschrank steht immer noch im Wohnbereich.

Wir sind dann eine Stunde nach unserem Unfall in unserem Hotel in Las Vegas angekommen und sind dann direkt in die Hauptstrasse gegangen und uns zwei grosse Biere mit 8% Alkohol gekauft. Da ich weniger trinke als in der Zeit zuvor und wahrscheinlich auch wegen dem Frust und der Müdigkeit waren wir nach 3 weiteren grossen Biere schon relativ gut drauf. Dass es keine gute Idee war in ein Casino zu gehen lag auf der Hand, aber wenn man in Las Vegas ist und schon ein paar Biere intus hat, kommt man halt nicht auf die besten Ideen. Wir haben die ersten 10 Dollar zu 50 Dollar gemacht und haben dann in der Euphorie das Geld in Kürze wieder verballert und auch noch sicher weitere 40$ verzockt. Das exakt verlorene Geld wissen wir nicht mehr genau, aber es lag zwischen 50 und 80$! Während dessen hatten wir auch noch ein paar Bier einverleibt und waren schon ziemlich betrunken.
Irgendwie sind wir dann nach Hause gekommen und am nächsten Tag hatte ich den ganzen Tag einen richtig üblen Kater. Eigentlich hätte es klar sein sollen, dass Alkohol nicht der beste weg ist, um über den schlimmsten Tag unserer Reise hinwegzukommen, aber wenn wir eine realistische Denkweise hätten, wären wir wahrscheinlich jetzt nicht auf Weltreise.

Wir haben noch ein paar weitere Tage in Las Vegas verbracht um diese Stadt auch noch (mehr oder weniger) nüchtern zu erleben. Im Gegensatz zu den anderen Städten in Nordamerika kam uns diese Stadt als äusserst exotisch vor. Der ganze Protz, die tausenden Casinos und die endlosen Lichter und Leuchtreklamen verursachen eine ständige Reizüberflutung was sehr interessant aber auch anstrengend ist. Wenn man mal in der Gegend ist, lohnt sich der Besuch auf jeden Fall für ein paar Tage.

Wir wollten nun weiterziehen durch den Death Valley Nationalpark zum Yosemite Nationalpark, um dann ca. einen Monat in Kalifornien zu verbringen, bevor wir in 3 Wochen nach Hawaii fliegen. Wir sind also die Strecke zum Death Valley über eine 200 Kilometer lange Strasse gefahren, welche dahinführen sollte. Da angekommen standen wir vor verschlossenen Toren, da eine Jahrtausendflut jegliche Anfahrtswege zerstörte. Wir hätten uns zwar informieren können, aber trotzdem haben wir uns aufgeregt, dass wir, ohne vorgewarnt zu werden in eine 200 Kilometer lange Sackgasse gefahren sind. Ich meine es wäre kein Aufwand gewesen, am Anfang der Strasse ein Schild aufzustellen. Aber naja: ändern können wir nichts und am Eingang zum Death Valley wollten wir aufgrund der extremen Hitze auch nicht schlafen. Also blieb uns nur noch übrig 400 Kilometer zum nächsten Ort zu fahren, an welchem es von den Temperaturen her ertragbar ist. Nach einer kurzen Nacht sind wir dann direkt weiter zum Yosemite Nationalpark gefahren, um dort ein paar Tage zu wandern.

In diesem Nationalpark kam dann schon wieder die nächste Frustration, als wir erfahren haben, dass man eine Reservation braucht, um den Yosemite zwischen 6.00 und 16.00 Uhr zu besuchen. Da wir nie vorausplanen, haben wir das natürlich nicht gemacht und würden erst eine Reservation in einer Woche bekommen. Wir waren ziemlich genervt von den Ereignissen mit verschiedensten Nationalparks und der Tatsache, dass wir nie in Nationalparks übernachten können, da es keine First-come-first-serve Plätze gibt, bei welchen man nicht um 4.00 morgens anstehen muss. Wir haben irgendwie in der Situation auch das Gefühl gehabt, dass wir uns kein bisschen mit der amerikanischen Bananen Kultur und dem dazugehörigen Essen identifizieren können. Kurzerhand haben wir uns entschieden, unsere Zeit in Amerika drastisch zu kürzen und schneller nach Mexiko zu fahren. Wir haben also den Flug so geschoben, dass wir in zweieinhalb Wochen vom Yosemite nach Los Angeles fahren, um da den Flug nach Hawaii zu erwischen.
Diese Planänderung hat unserer Stimmung gutgetan und somit haben wir dann entschieden, einfach um 5.00 Uhr morgens in den Nationalpark zu fahren, um das System mit der Reservierung auszutricksen 😉 Im Nationalpark haben wir ein paar wunderschöne Wanderungen zu zweit gehabt, mit Ausblick auf die ganzen bekannten Berge wie z.B. den Half Dome. Ich habe dann auch mal noch eine Wanderung allein gemacht auf einen 3500 m hohen Berg mit einer atemberaubenden Aussicht über den ganzen Nationalpark. Da oben hat man dann auch die Waldbrände im Park gesehen (und gerochen).

Der Aufenthalt im Park endete und somit haben wir uns auf den Weg nach San Francisco aufgemacht. Wir haben viel Schlechtes über die Stadt gehört, was die Sicherheit angeht. Als wir über die berühmte Golden Gate Bridge gefahren sind und da für ein paar Fotos anhalten wollten, haben wir auch schon überall zersplitterte Fensterscheiben von Autoeinbrüchen gesehen. Mit einem mulmigen Gefühl haben wir Appa aber trotzdem verlassen, um uns die Brücke von allen Winkeln anzuschauen und viele Fotos zu schiessen. Danach haben wir das Auto an einem öffentlichen Strand geparkt, welcher uns sicher erschienen ist und sind dann mit dem Tram in die Stadt gefahren. Die Stadt ist gemütlich und fühlt sich eher wie ein etwas gross geratenes Dorf am Meer an. Eindrücklich ist, dass es im Gegensatz zu 100 Kilometer im Landesinneren nur noch 20 statt 35 Grad und meist Nebel hatte. Dieses Wetter wird uns noch bis Los Angeles begleiten!
Unser Highlight war definitiv die Chinatown und den Pier 39 auf welchem sich dutzende Seelöwen sonnten und sich auf den Piers bekämpfen, um den Weibchen zu imponieren.

Wir haben die darauffolgenden Tage an einem Surferstrand am Pazifik verbracht und da ein cooles Reise-Paar aus Österreich kennengelernt. Da wir uns super mit dem anderen Pärchen verstanden haben, und wir gerne noch ein Tag am Strand relaxen wollten, haben wir uns entschieden, noch einen Tag länger mit den Österreichern zu verbringen. Wir hatten coole Gespräche über unsere Reisen, zusammen am Auto gebastelt und am Abend ein paar gemütliche Bierchen in ihrem geräumigen Van getrunken! Es ist immer mal wieder eine willkommene Abwechslung, wenn man coole Leute kennenlernt und diese dann auch Zeit haben, ein wenig voneinander zu erzählen.

Wir hatten jetzt noch ca. 2 Wochen Zeit, bis Hawaii und hatten nur noch 500 Kilometer bis LA. Wir hatten vor, die Hawaii-Ferien ein wenig zu planen und uns ein Surfbrett zuzulegen. Falls wir etwas planen und dafür Internet brauchen, haben wir uns angewöhnt, in einen MC Donalds zu sitzen und bei einem 1$ Refill Getränk die Planung vorzunehmen. MC Donalds hat schnelles Internet und wir können zu zweit für einen Dollar so viel Softdrinks trinken, bis uns schlecht wird. Wir haben dann relativ schnell gemerkt, dass Hawaii ultra teuer ist und haben dann erstens die Inseln, welche wir besuchen wollten, gewechselt und noch einmal die Flüge geschoben, sodass wir nur noch 10 Tage anstatt 2.5 Wochen dort bleiben.

Die Küste, welche wir bis nach LA runtergefahren sind, gestaltet sich relativ schwierig, um Schlafplätze zu finden. Irgendwo zu stehen und dort zu übernachten ist an den meisten Orten verboten und Campingplätze kosten zwischen 60 und 300 Dollar pro Nacht was uns deutlich zu teuer ist. Falls wir dann mal einen guten Platz gefunden haben, haben wir meistens für 2 – 3 Tage dort verbracht und haben die Umgebung dann von diesem Platz aus erkundet. Auf dem Weg nach Santa Monica haben wir uns dann auch ein günstiges gebrauchtes Surfbrett gekauft, welches wir dann auch ausprobiert hatten. Das Meer auf diesen Höhengraden ist mit 17-19 Grad relativ kalt also mussten wir immer unsere Wetsuites anziehen, um zu surfen, aber das ging schon klar. An einen von diesen Strandtagen fuhren wir per Zufall an einem Strand vorbei, auf welchem dutzende Seeelefanten zu sehen waren. Das war definitiv eines von Sandras Highlights: Das bemerkt man wenn man die Bilder der Kamera durchgeht und etwa 200 Fotos von diesen lustigen Tieren sieht 😉

Die Zeit am Strand war cool und gemütlich und schon bald war die Zeit gekommen als wir in Los Angeles angekommen sind. Wir haben da die üblichen Sehenswürdigkeiten angesehen und bei einem mega coolen Couchsurfing Host in seiner ein 1.5 Zi-Wohnung geschlafen. Wir lieben Couchsurfing: Und das nicht, weil wir irgendwo gratis Schlafen können, sondern viel mehr wegen den tollen Leuten, die man über die Plattform kennenlernen kann. Andrew hat uns viele gute Orte und Bars in der Stadt gezeigt, und ist sogar mit uns auf eine Beertasting-Tour gegangen. Als Gegenleistung kochen wir gerne etwas mit oder für unsere Hosts und diese freuen sich jeweils sehr darüber!

Am letzten Tag auf dem Festland sind wir um 3 Uhr morgens aufgestanden, um unseren Flug nach Hawaii zu erwischen. Wie wir die Inseln fanden und wie das Leben im Hostel funktionierte, werde ich im nächsten Blogpost erzählen  Wir haben gerade die Grenze zu Mexiko überquert und geniessen die neue Kultur und Natur in vollen Zügen.

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